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Power aus dem Wurzelwerk

Humulus Lupulus

Unbeständigkeit gehört immer mehr zum Alltagsgeschäft: Die Landwirtschaft beispielsweise ringt mit Witterungswechseln, Wasserknappheit, steigenden Energiekosten, bedrohten Lieferketten sowie mit dem steigenden politischen Druck, der sich durch immer neue Auflagen auszeichnet. Das ist im Hopfenanbau nicht anders als in anderen Bereichen der Landwirtschaft: Die Ertrags- und Einkommensstabilität der Pflanzer ist gefährdet.

Dabei hängt die Versorgung der Brauereien mit Hopfen weltweit von der Lieferfähigkeit der Hopfenpflanzer ab. Über Ernteschwankungen im Hopfenanbau in den vergangenen Jahren haben wir an dieser Stelle berichtet. Angesichts der vielen unbeständigen Variablen wird dabei immer deutlicher: Das Risiko der Pflanzer lässt sich nicht durch Preissteigerungen ausgleichen. Wir haben es mit strukturellen Problemen zu tun, die wir nur gemeinschaftlich lösen können. 

Zu den Maßnahmen, die die Hopfenwirtschaft ergreift, um die Hopfenversorgung zu stabilisieren, gehört zum einen die Züchtung neuer Hopfensorten, die bei weniger Input hohe Erträge bringen, widerstandsfähig gegen Krankheiten sind, eine hohe Stress- und Trockentoleranz sowie gute Aroma- und Brauqualität aufweisen. Weitere Schlüssel zur Anpassung der Hopfenwirtschaft an den Klimawandel sind die Entwicklung ressourcenschonender Bewässerungsmethoden und die Verbesserung der Bodenqualität. Gerade die Bodenqualität und die damit verbundene Bodenfruchtbarkeit sind maßgeblich für stabile Erträge.  

So arbeitet BarthHaas seit 2017 mit Pflanzern zusammen, um mittels neuer Systeme im Zwischenfruchtanbau die Bodenbeschaffenheit zu verbessern. An mehreren Standorten mit unterschiedlichen Bodenarten und Hopfensorten wird auf der Arbeitsbreite zwischen den Hopfenreihen eine Mischung aus verschiedenen Kleesorten, Süßgräsern und Leguminosen angebaut. Die Power kommt dabei aus den Wurzeln der unterschiedlichen Pflanzen: Pfahlwurzeln, Mischwurzeln, Tiefwurzeln und Feinwurzeln verrichten ihr Werk, stabilisieren die Bodenstruktur und erhöhen die Wasserspeicherfähigkeit.  

Im Laufe des Projekts fiel die Entscheidung für mehrjährige Kulturen. Diese sollen den Humusgehalt und die biologische Aktivität stärker fördern als die bisherigen Systeme im Zwischenfruchtanbau. Denn je länger die Vegetation der Zwischenfrüchte dauert, desto intensiver kann der Wurzelraum erschlossen werden. Die Zwischenfruchtkulturen schützen überdies vor Wind- und Wassererosion. Zudem erschließen und konservieren sie Nährstoffe in tieferen Schichten. Somit verhindern Zwischenfrüchte die Nitratauswaschung: Denn sie speichern Stickstoff und bringen ihn über die abgestorbenen Pflanzenteile wieder in den Kreislauf ein.  

In Zusammenarbeit mit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft untersucht BarthHaas den Einfluss der mehrjährigen Zwischenfrucht im Vergleich zur einjährigen Einsaat. Gemessen und verglichen wurden dabei Bodenwerte wie Trockenrohdichte, Wasserspeicherfähigkeit, Luftkapazität, organischer Kohlenstoff und Gesamtstickstoff.  

Aus den Daten lässt sich feststellen, dass in dieser Projektvariante die Parameter zur Bodenphysik gerade in den tieferen Schichten verbesserte Werte zeigen. Auch dadurch können zukünftig Bewässerungsmaßnahmen effizienter wirken. Insgesamt erhofft man sich, mit der Zwischenfruchtkultur die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern und stabilere Erträge zu erzielen.  

Dies ist nur ein Beispiel, was BarthHaas unternimmt, um den Anbau der Sonderkultur Hopfen zukunftsfähig zu machen. Brauereien können dies unterstützen, indem sie mit BarthHaas und den Landwirten zusammenarbeiten, sich über nachhaltige Hopfensorten und Anbaumethoden informieren und vor allem sich für neue Sorten öffnen. BarthHaas ermutigt Brauereien, die Rezepte ihrer Flagship-Biere nach und nach anzupassen und ihre bisherige Sortenwahl zu überdenken und durch neue zu ersetzen. Das Brewing Solutions Team von BarthHaas berät Brauerinnen und Brauer gern bei dieser Aufgabe. 

Ein Beitrag von

Leiterin BarthHaas Campus

Dr. Christina Schönberger

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